Spitzelaffäre im Klinikum „nicht zweifelsfrei zu klären“

Rausch, Wolfgang: Spitzelaffäre im Klinikum „nicht zweifelsfrei zu klären“. Kleine Zeitung, 10. 7. 2011, 22.

KÄRNTEN INTERN

Rohbericht des Landesrechnungshofes über die Entlassung von Ex-Klinikum-Chef Angres lässt Schlüsselfragen unbeantwortet.

Der Empfang für Matthias Angres war hymnisch: Er werde „die Phasen der Zerstörung endgültig aufarbeiten“, schwärmte Kabeg-Vorstand Ines Manegold über ihren deutschen Landsmann und gestand ihm sogar 3500 Euro mehr Lohn zu als sich selbst. Dafür sollte er, ab 15. Juli 2010, innerhalb eines Jahres als interimistischer Med-Direktor das Klinikum Klagenfurt im medizinischen Bereich zum Laufen bringen – organisatorisch wie finanziell. Der Landesrechnungshof (LRH) moniert jetzt die Entlohnung von Angres im Vergleich zum Verdienst der Vorständin als unverhältnismäßig und empfiehlt, bei künftigen Verträgen darauf Rücksicht zu nehmen. Doch der Klinikum-Chef, am 28. Oktober 2010 unter skandalösen Begleitumständen fristlos entlassen, musste ohnehin nur bis zum 31. Jänner heurigen Jahres entlohnt werden. Das war das Ergebnis eines Vergleichs vor dem Arbeitsgericht, der für Empörung und wilde Spekulationen sorgte und dessen Hintergründe der Landesrechnungshof nach einem Antrag der SPÖ im Auftrag des Landtages aufklären sollte.

Enttäuschend

Doch der nun vorliegende Rohbericht bleibt Antworten auf alle wirklich heißen Fragen schuldig. Aber blenden wir zurück:

Matthias Angres musste am 28. Oktober 2010 binnen Stunden sein Büro räumen, nachdem er sich – als Arzt, wie er betonte – bei einer Teilbetriebsversammlung mit den Anliegen seiner Medizinerkollegen solidarisiert hatte. Maßgeblicher Entlassungsgrund: Ein eingeschleuster Kabeg-„Spitzel“ hatte brühwarm von angeblichen Verfehlungen von Angres berichtet. Der beispiellose Vertrauensbruch gegenüber den Klinikum-Ärzten sorgte für eine Welle der Empörung, die in der Ankündigung von Betriebsrat-Boss Arnold Auer gipfelte, mit Manegold keinen Tag länger zu arbeiten, hätte sie den Auftrag zur Bespitzelung gegeben. Die Verantwortung übernahm jedoch Kabeg-Anwalt Robert Kugler, der erst kurz vor dem 28. Oktober rückwirkend einen Beratervertrag erhalten hatte.

In dem von Angres angestrengten Arbeitsgerichtsverfahren kündigte sein Anwalt Gernot Murko freilich vor der Tagsatzung am 27. Jänner an, den Nachweis dafür zu erbringen, dass Manegold die Auftraggeberin gewesen sei – und nominierte zwei Zeugen. Daraufhin beendete die Kabeg, ungeachtet des Bombardements von Vorwürfen gegen Angres, das Arbeitsgerichtsverfahren blitzartig mit einem Vergleich und vereinbarte zudem völliges Stillschweigen. Die Schlüsselfrage, warum es zu diesem plötzlichen Schwenk kam, klärt der Landesrechnungshof jedoch nicht auf. Allerdings: Die Feststellung, dass man ihre Beteiligung an der Spitzelaffäre „aufgrund der vorliegenden Unterlagen nicht zweifelsfrei klären konnte“, wird bei Kabeg-Chefin Manegold wohl kaum Begeisterung hervorrufen, klingt sie doch nach Freispruch zweiter Klasse.

Schließlich haften dem LRH-Rohbericht noch weitere Makel an. So findet keine Erwähnung, dass eine „Kronzeugin“ gegen Angres drei Monate später aus dem Klinikum in eine bessere Position in die Kabeg wechselte. Und auch ein Werkvertrag, der mit Angres abgeschlossen worden, laut Kabeg allerdings nicht schlagend geworden war, wurde offenkundig nicht näher untersucht. Experten sahen einen klassischen „Umgehungsvertrag“, um sein Einkommen aufzufetten. Angres sollte, trotz Monsterjobs im Klinikum und trotz der Erlaubnis, für seine Stiftung, in Afghanistan zu arbeiten, eine Leistungsplanung für das LKH Wolfsberg erstellen…

WOLFGANG RAUSCH

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